Inspirationen für die Stadtpolitik

 

Leicht bewölkt, 22 Grad, kein Regen, zuweilen sonnig – es war ein schöner warmer Tag, an dem
wir nach Leer fuhren, um uns Inspirationen für die Auricher Stadtpolitik zu holen.
Diese Fahrt war vor langer Zeit im Grünen Ortsverband geplant worden, doch fand sie nun nicht als
interne grüne Veranstaltung statt, sondern offen für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Unser kleiner Tagesausflug führte uns zunächst zu verschiedenen Stationen.

 

Evenburg

 

Grüne Parkplätze
Zu den Anregungen die wir dort zu sehen
bekamen, zählte zunächst der umgrünte
Parkplatz. So verschwinden graue Pflasterflächen
und Autos optisch weitgehend.
Außerdem ist dies ein Beitrag für bessere
Luft und Lärmreduzierung.

 

Die Alleen

Diese bereits im 17. Jahrhundert angelegte Allee weist den
sogenannten „Himmelsstrich“ auf. Die Allee wird dabei so
geplant, dass selbst die ausgewachsenen Bäume sich in der
Krone nicht berühren zwischen der linken und der rechte
Reihe. Deswegen ist dort der Himmel noch als Strich zu sehen.
Den Alleen war anzusehen, dass sie ordentlich gepflegt werden.

 

Parkanlagen

Die Evenburg und das umliegende Land war einst völlig ungepflegt. Dennoch hat die Stadt Leer
vorausschauend Burg und Park bereits im Jahr 1975 erworben, um sie für die Öffentlichkeit zu
erschließen. Schließlich konnten mit Fördermitteln der EU für den ländlichen Raum Gebäude und
Park saniert werden. Die Parkanlagen sind großzügig und bestens gepflegt und die Spazierwege
einladend. Kleine Beete locken mit Blütenpracht. Es gibt Spielanlagen für Kinder. Und alte Bäume
wurden nicht etwa abgehauen, sondern sorgfältig behandelt. Selbst bei den ganz alten Bäumen
fanden Schutzmaßnahmen statt. Einer wurde verseilt, ein anderer abgestützt. Gleichzeitig wurden
schon wieder neue Bäume in unmittelbarer Nähe gesetzt.

 

Das Schloss

 

Das Schloss wurde innen und außen saniert. Immer stand die öffentliche Nutzung und Zugänglichkeit
im Mittelpunkt. So war hier u.a. die Kreisbildstelle eingerichtet, hier treffen sich die Mitglieder
des VAO (Verbund Ausbildung Ostfriesland) die sich um benachteiligte Jugendliche kümmern und
auch das Lehrerseminar ist hier untergebracht. Sogar ein Trauzimmer ist hier zu finden. Und das
Schloss dient als Künstlerstätte mit Gallerie. Gleichzeitig ist dieses architektonische Juwel ein
Anziehungspunkt der Touristik und ein beliebter Ort zum Bummeln und Ausspannen. In Aurich
fand der umgekehrte Weg statt. Schloss und Park in Sandhorst wurden nicht für die Öffentlichkeit
erworben. Stattdessen wurde ein EEZ als Touristenattraktion gebaut.

 

Barrierefreier Zugang

 

Im Schloss ist ein Fahrstuhl untergebracht und außen gibt es
eine versenkte Bühne. Sie sieht aus wie die Innenhof-Pflasterung.
Kinderwagen oder Rollstühle fahren auf das Rechteck. Dann hebt
sich die Platte als Hebebühne und schwenkt zugleich zur obersten
Stufe. Genial. Optisch völlig angepasst.

 

Julianenpark

 

Der Julianenpark ist die große „grüne Lunge“ von Leer. Hier finden sich Fußball- und
Volleyballplatz, verschlungene Wege, eine See-Anlage in der Schildkröten und Schwäne leben,
Wiesen und Wald. Die großen Lichtungen sind durch den Jahrhundert-Sturm von 1972 entstanden.
Nach dem Beseitigen der umgestürzten Bäume wurde auch der See angelegt und die Erde zu einem
großen Hügel aufgeschüttet. Die Leeraner*innen nutzen den Park für Sport- und Freizeitaktivitäten,
zum Erholen, Wald genießen… der See wird zum Baden genutzt (trotz Verbot) und im Winter zum
Schlittschuh laufen (auch verboten). Der Hügel hat einen Aussichtspunkt und eine Bank unter einem
Baum, dazu eine Seilbahn für Kinder (hmmm… auch für Erwachsene) und dahinter befindet sich ein
großer Spielplatz. Das Wasserrad auf dem See ist nicht nur aus Spielerei da, sondern erhöht auch
den Sauerstoffgehalt des Sees, damit dieser nicht umkippt.

Der Park verbessert das Mikroklima, da die Bäume die Luft filtern, mit Sauerstoff anreichern,
Temperatur ausgleichend und Luft befeuchtend wirken. Außerdem gibt er Windschutz und reduziert
den Verkehrslärm.

 

Sraßenbau bedroht Bäume

Auch in Leer müssen sich Menschen gegen Baumvernichtung
wehren. Die Straße längs des Parks
soll massiv verbreitert werden, damit die Autos
dort schneller fahren können. Viele Bäume sollen
dadurch fallen. Eine Bürger*innen-Initiative ist
dagegen bereits aktiv.

 

Stadtgestaltung

Laubkörbe

Bei der Fahrt durch Leer sahen wir viele Straßenbäume, neben
denen große Laubkörbe standen. Diese werden vom Stadt-Dienst
geleert.
Auf diese Weise brauchen die Anwohner*innen sich nicht mit der
Laubentsorgung zu plagen.

 

FahrradstraßenLange

Lange Fahrradstraßen bis ins Zentrum geben dem Radverkehr
Vorrang vor Autos. Sie nehmen außerdem Geschwindigkeit
aus dem Straßenverkehr raus und wirken dadurch verkehrsberuhigend.
Die Stärkung des Radverkehrs verbessert
außerdem die Luftqualität und ist gut für den Klimaschutz.

 

 

Klimaschutz

 

Um das Fahrrad als Verkehrsmittel aufzuwerten und auf dessen
positive Bedeutung für Luftqualität und Klima hinzuweisen,
beteiligt sich Leer an einer Aktion namens „Stadtradeln“.
Deswegen fanden wir an allen Ecken und Enden von Leer bunt
angemalte Fahrräder, die auf diese Aktion neugierig machten.

 

Bauverein

 

In Leer gibt es einen Bauverein, der heutzutage über hunderte Wohnungen
verfügt. Er versorgt auch einkommenschwächere Bevölkerungsgruppen mit
einem adäquaten Wohnungsangebot. Der sogenannte „Freie Markt“ hat
nämlich kein Interesse an allzu günstigem Wohnraum. Also schritten
Menschen zur Selbsthilfe und schufen diesen Verein. Heute gibt es ganze
Straßenzüge voller Wohnungen dieses Vereins.

 

 

 

Parkpalette

 

 

Dies ist eine Parkpalette. Sie verdoppelt den
Parkraum, ohne weitere Flächen zu versiegeln.
Frisch gebaut sieht sie aus, wie ein Hühnerkäfig
für Autos.
In einigen Jahren sind die neu gepflanzten Bäume
davor jedoch groß und die Gitter berankt. Dann
ist das ganze optisch etwas besser und es wird
ein kleiner Beitrag zur Stadtbegrünung,Lärmminderung und Luftverbesserung geleistet.

 

Altstadtsanierung

 

Leer wäre seine wunderschöne Altstadt beinahe los
gewesen. Häuser sollten vor vielen jahren in großem
Stil abgerissen und breite Geschäftsstraßen angelegt
werden.
Eine Bürgerinitiative hat sich jedoch dazwischen
geworfen und solange Druck gemacht, bis der Stadtrat
weich gekocht war. Danach gab es eine großzügige
Altstadt- und Fassadensanierung.
Heute ist die Stadt sehr stolz auf ihre renovierte
Altstadt, die mit interessanten Geschäften zum
Einkaufen und Stöbern anlockt, eine gute Gastronomie
bietet und ein touristischer Anziehungspunkt ist.

 

Und – ganz wichtig – große Bäume mitten in der Fußgängerzone gehören auch dazu.

 

Marktplatzgestaltung

Am Hafen liegt ein großer Platz, der als Wochenmarkt
genutzt wird. Die anliegenden Gastronomen durften
dort keine Erweiterungen vornehmen, mit Glaskästen
von Anbauten in die Marktfläche hinein. Stattdessen
wurden Bäume gesetzt, niedrige Wälle und kleine
Grünflächen zur Gliederung der Fläche eingesetzt.

 

 

Der Wochenmarkt findet auf diese Weise immer unter Bäumen statt, was besonders im Sommer angenehm ist. Und auch ein großer Spielplatz – hier mitten im Zentrum – durfte nicht fehlen.

 

Fußgänger*innen-Zone begrünt und mit Fahrradständern

 

In der Fugänger*innen-Zone sind vielfache Sitzmöglichkeiten
auch außerhalb des Gastronomiebetriebes
geschaffen worden. Es sind zumeist
Hochbeete, mit Sitzflächen. Dazu ist eine Vielzahl
von Bäumen gesetzt worden. Und alle paar Meter
gibt es Fahrradständer vor den Geschäften.

 

 

 

Fassaden

Wer sich über die bunte Fassade von Optik Lenk in Aurich
aufregt, hat noch nicht das „Coloniale“ in Leer gesehen.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Ein Hingucker
ist es jedoch allemal und vielleicht die touristisch am meisten
fotografierte Fassade Leers.

 

 

Kunst am Hafen

Ein freies und unbebautes Grundstück wurde hier in einen
kleinen Park und Skulpturengarten verwandelt.
Direkt daneben ist das Böke-Museum. Wie auch bei anderen
Ideen zur Innenstadtgestaltung ging es auch hier darum, überall
im Stadtgebiet interessante Akzente zu setzen.

 

 

Umgrünter zentraler Parkplatz

Unmittelbar am Zentrum und am Eingang der Fußgänger*
innen-Zone gibt es einen großen Parkplatz.
Bei Bedarf dient er auch für den Jahrmarkt.
Die Lage ist im Vergleich zu Aurich mit dem Parkplatz
an der Sparkassenarena oder an der ehemaligen Kaufhalle
zu vergleichen. Aber hier ist der Platz durch Reihen von
Bäumen gegliedert.

 

 

Mit einer Fülle von Anregungen und Eindrücken fuhren wir schließlich wieder zurück.
Die Tour fand lebhaftes Interesse und Gefallen. Das ermuntert zu weiteren ähnlichen Kurzreisen.

 

Alles Gute
und bis zum nächsten Mal
Tour-Guide: Gunnar
Stadtpolitik-Moderatorin: Gila

                                                          

 

 

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